MedienStunde im Deutschunterricht

Am 23. 10. 2023 besuchte Rauke Bornefeld, eine Journalistin der Aachener
Zeitung und Beauftragte der Medienstunde, uns, die Klasse 8b, da wir an einem
Projekt der AZ teilnahmen, der „MedienStunde“.
In diesem Projekt geht es darum, dass die Schüler*innen der Sekundar- und
Primarstufen zeitgenössischen Unterricht in Medienkompetenz erhalten.
Während des Projektzeitraums erhält die teilnehmende Klasse einen Satz
gedruckter Zeitungen und für mehrere Wochen einen Zugang zur digitalen
Ausgabe.


Frau Bornefeld kam an einem Montagmorgen in unsere Klasse und
beantwortete uns viele Fragen, die wir uns vorher überlegt hatten.
Nach der Berufsbezeichnung „Journalist/Journalistin“ erkundigte sich Franz.
Wir erfuhren, dass die Berufsbezeichnung „Journalist/Journalistin“ nicht
geschützt ist. Tatsächlich darf sich jeder, der Texte nach journalistischen
Maßstäben veröffentlicht, so nennen. Aber in der Regel arbeiten bei
Medienhäusern Menschen, die nach ihrem Studium noch ein zweijähriges
Volontariat in einer Medienredaktion absolviert haben. Das sei sozusagen die
Ausbildung zum Journalisten/zur Journalistin.
Auch über die Arbeitszeiten wollten wir etwas wissen: „Wie sehen die
Arbeitszeiten aus? Sind Sie viel von zu Hause weg?“ Der Beruf der Journalistin
verläuft Frau Bornefeld zufolge zeitlich nicht ganz vorhersehbar. Frau Bornefeld
ist Journalistin des Lokalteils. Durch den lokalen Bezug sei sie nicht über Nacht
tätig oder reise auch nicht viel in andere Städte bzw. in andere Länder.
Trotzdem arbeite sie auch teilweise am Wochenende und sei auch generell
„privat“ mit dem Thema Nachrichten beschäftigt. Sie könne auch von Zuhause
arbeiten. Als von Schreibaufgaben geplagte Schüler*innen stellten wir ihr die
Frage: „Wie lange schreiben Sie an einem Artikel?“ In der Regel schreibe sie
zwischen ein bis zwei Stunden. Es gebe aber natürlich auch Themen, die
komplizierter seien oder einfach länger dauerten. Die zwei Stunden seien reine
Schreibarbeit. Das andere sei die Recherche, die dauere ein bis zwei Tage.
Wir wollten wissen, ob ihre Artikel Korrektur gelesen werden. Frau Bornefeld
antwortete, dass eine Person die Artikel nachlese und korrigiere. Allerdings
verbessere keiner die Rechtschreibung.
Helene v.B. forschte nach: „Wirkt sich Ihre Arbeit auf Ihr Privatleben aus, und
wenn ja, wie?“ Darauf reagierte die Journalistin etwas überrascht: „Das ist eine
gute Frage. Die hatte ich noch nie. Ja, natürlich. Ich glaube, wahrscheinlich kann
das jeder von sich sagen, also dass sich das auf sein Privatleben auswirkt. Bei
mir ist das vielleicht noch mal ein bisschen anders, weil ich ja auch eine
öffentliche Person bin. Vor allem vom Namen her kennen mich viele Leute.
Wenn ich z.B. auf eine Kundgebung gehe, also privat, dann überlege ich mir
sehr, sehr gut, ob ich das tue oder nicht, weil ich dadurch eigentlich auf dieses
Thema meine Objektivität verliere. Auch da ich viel im Kulturbereich unterwegs
bin, ist das ein bisschen komisch, wenn ich dann einmal so ins Theater gehe
und Leute treffe, die sagen: Ach, ist das schön. Wann erscheint der Artikel
denn? Dann sage ich: Nein, ich habe heute meine Karte gekauft. Ich bin ganz
privat hier.“
Interessiert hat uns auch, wie sich der digitale Wandel auf ihre Arbeit auswirkt.
Uns wurde erklärt, dass man früher alles per Brief abschicken und Bilder
abgeholt werden mussten. Die Suche bei Google erleichtere vieles. Wir
knüpften die folgende Frage an: „Macht Ihnen Ihre Arbeit seit dem digitalen
Wandel mehr oder weniger Spaß?“ Die Digitalisierung mache die Arbeit nur
einfacher, aber ihr habe es früher auch trotzdem Spaß gemacht.
Franka wollte wissen, wie lange unsere Besucherin schon als Journalistin
arbeite. Die Antwort lautete, dass Sie ihren ersten Artikel schon mit 18 Jahren
geschrieben habe.
Die sehr persönliche Frage, warum sie Journalistin werden wollte, erklärte Frau
Bornefeld damit, dass sie gerne Bescheid wisse. Hieran anschließend wollten
wir wissen: „Von welchem Thema handelte ihr erster Artikel?“ Frau Bornefeld
erzählte: „Ich komme aus dem Weserbergland. Da war ich bei der Lokalzeitung
als Praktikantin. Da wurde mir gesagt, dahinten seien so Techniker, fahr da mal
hin. Es war in den Osterferien. Da bin ich dann zu der Wiese gegangen, wo die
Techniker waren, und habe mich mit denen unterhalten. Die haben mir erklärt,
was sie so machen, und das war mein erster Text. Aber ich kann mich für relativ
viel begeistern. Es gibt nichts, wo ich sage, uff, wie langweilig. Also immer auf
den großen Clou zu warten, ist im Lokaljournalismus schwierig. Kleine
Geschichten zu erkennen, das ist die große Herausforderung. Wenn man in der
Tagesschau arbeitet, muss man nicht suchen. Da hat man mehr das Problem:
Welche Themen nehmen wir denn jetzt?“
Wir forschten nach: „Was sind die Kriterien dafür, dass ein Artikel veröffentlicht
wird?“ Es gebe keine richtigen Kriterien, aber das öffentliche Interesse sei sehr
wichtig. Wenn Journalisten der Meinung seien, dass es wichtig sei, über eine
Sache zu berichten, veröffentlichten sie einen Artikel darüber. Bei Suiziden sei
das Interesse groß, aber aus einem offensichtlichen Grund werde darüber nicht
berichtet. Frau Bornefeld habe einmal über einen Naturfilmer geschrieben und
es sollte eigentlich nur ein kleiner Text werden, aber die Redakteure hätten ihn
so spannend gefunden, dass sie dann mehr schreiben sollte und es nicht nur in
den Lokalteil kam.
Mit Blick auf die Risiken ihres Berufs, erläuterte Frau Bornefeld, dass das Risiko
bestehe, öffentlich angegriffen zu werden. Manche Menschen wären
unzufrieden. Das müsse man aushalten können, dass man sich als Journalist/in
angreifbar mache. Der Beruf des Polizisten sei trotzdem gefährlicher. Auf die
Frage, ob sie aufgrund ihrer journalistischen Tätigkeit persönlich Opfer von
Gewalt gegen Journalistinnen wurde, entgegnete sie, dass sich über die Frage
freue, da sie das Thema sehr wichtig finde. Weiterhin meinte sie, dass sie zwar
keine Gewalt, jedoch Ablehnung aufgrund ihrer journalistischen Arbeit
erfahren habe. Sie erklärte, dass Deutschland auf der Übersicht über den Stand
der weltweiten Pressefreiheit gelb eingefärbt sei, da es auf Kundgebungen der
dem rechten Lager angehörenden Organisationen zu Übergriffen auf
Journalisten*innen gekommen sei. Die Arbeit unserer Behörden wurde von ihr
gewürdigt, da sie versuchten, Journalistinnen ihre Arbeit zu erleichtern,
während z.B. in Polen versucht werde, kritischen Journalismus zu erschweren.
Grundsätzlich fand sie die Anzahl grün eingefärbter Länder für zu gering.
Helene Z. erkundigte sich, ob der Beruf der Journalistin zu empfehlen sei. Ja,
entgegnete Frau Bornefeld, wenn man neugierig sei, man Freude am Umgang
mit Menschen habe, keinen Wert auf einen geregelten Arbeitstag lege und es
schätze, wenn kein Tag so wie der andere ist.
Abschließend wollte Marie noch Tipps für das eigene Schreiben einer
Reportage von einer Fachfrau erhalten. Uns wurde gesagt, dass es sehr schwer
sei, eine gute Reportage zu schreiben. Wir sollten unser eigenes Empfinden mit
einbauen. Wie ist die Atmosphäre, wie die Gerüche, die Stimmung? Es sei
immer gut, sachlich zu bleiben, aber man solle auch persönliche
Wahrnehmungen mit einbringen.

Wir danken Frau Bornefeld sehr für den Besuch in unserer Klasse und die
ausführlichen Antworten auf unsere teilweise sehr persönlichen Fragen.
Abdülhamid spricht für uns alle:
Ich war sehr zufrieden mit dem Interview, da ich viel Neues gelernt habe. Ich
fand es super, dass wir so viele Fragen stellen und ein Interview führen konnten.

Zusammengestellt wurde das Interview von Marie Ariza Rubio, Linus Beck, Nike Habbel, Franka Preuß und Luzie Wenzel